Treues aus dem Hundejahr eines Lebens in seinem Sommer der Liebe
von Fabien Lübke
11 July 2024
gelesen vom Autor
World’s End Viewpoint
Afrika hat augenscheinlich keine wilden Tiere, allerdings waren bereits die Insekten ungewöhnlich beseelt. Mitten unter uns waren sie mitunter ungeladene Gäste. Weit und breit räkelte sich vor uns zwei Augen der Landstrich als ungeladene Waffe. Unerhört schön unverschämtes Wetter, weil der Regen erst kommen musste, weil der Regen noch kam und nicht erst gehen musste. Teflon als Schicht über genau der Hälfte der Aussicht, so dass ich auf dem Durchsprung hier war. Als Fleck war diese Decke klar ausmachbar, so dass ich einfach die Finger nicht davon lassen konnte. Sie hat dich glücklich gemacht, die Umgebung, frage ich den Ankömmling in der unumwandeten Hütte in den Bergen, Pavillon, kann man fast sagen. Es wird dunkeln binnen kürzester Zeit, deshalb. Ohne pathetisch zu klingen war mir die Frage gelungen, war die Frage verklungen.
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Guest
Magnetisiert vom eisig eisern schmeckenden Bier unter festgerosteten Deckeln. Auf einen Sprung überzeugt worden von Schwingendem. Es ist auf einmal so laut, das: die Schwingungen, die Schallwellenschwingungen der Schwellenländer, die das sind. Was ein abgekartetes Spiel schieben Sie hier eigentlich, vor sich her und nehmen sie mit ins Bett? Weiß nicht, Gedanken wiegen schwer auf der Stimmgabel, dass sie nicht klingelt, wenn angeschlagen. Von einer Reife waren die Mitsitzenden, aber die Reife, die einen schmutzigen Beigeschmack haben will anscheinend. Ich finde es immer noch sauber hier und kann mich nicht beschweren, weil wir uns akustisch nicht verstehen inhaltlich. Akustisch verstehen wir gerade mal das Akustische einer Mitteilung als Mitteilung. Deshalb bringen wir besonders viel Verständnis mit an diesen Ort, lachen wenn angesprochen, aber nur brüchig.
Das innere Exil bringt mich her. Das Elend hat sich als zweite Haut abgelagert, darunter magere ich ab, edel. Natürlich am Leben gehalten vom Getränk mit dem Rhinozeros draufanimiert. Noch eine sehnige Interaktion wollte ich haben, habe deshalb nach dem unbefriedeten Wortwechsel dieselbe Person nochmal aufmerksam gestimmt. Mein Lächeln jetzt geht nach innen, doch es strebt mit einem solchen Sog, dass durch mich hindurch es hinten raus gemächlich ganz in die Couch versackt. Wieder auf NN schwebt jetzt derselbe Körper hier oben. Faszination Höhenflug wie ein Möbel wie eine Couch zu genug Auftrieb verhilft, um sich kurz vom Boden zu lösen. Liest mich auf und katapultiert gefedert. Was mir in Wirklichkeit zu Kopf steigt, ist auf unbestimmt. Noch eine Stunde bleibt, vom Gefühl her bis diese Stunde herum ist auf die Minute. Ansatzweise berauscht ließ eine Stimmung sich halten, ohne zu klammern.
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Pombe
Überall das Gedudel vor dem Herren. In Eimern gären die Säfte. Nicht minder Eimer ist mein Trinkgefäß. Das kann man sich leisten. Schon mittags, wo die Sonne eh und je bewegungsunfähig gekocht hat. Milchig der Sud, fließt die Kanäle hinunter, dem natürlichen Kreislauf zugeführt. Davon bekommt man irgendwann Würmer, sagt mir eine Sitznachbarin sicherheitshalber, und wenn ich jemandem das Geld für einen unverfänglicheren Rausch gebe, ist das eine Wohltat. Reinalkohol mit Wasser aufgewogen und mit Aroma verfeinert hält sich als Alternative. Im Essen tötet Schote alle Keime mit ihrer Schärfe. Und die Fläschchen ertränken eine heranwachsende Wurmzucht im Alkohol. Mir bin ich nicht zu schade, nehme in Kauf zwischenzeitlich zu Schaden zu kommen, lasse mich umdichten, als Wirt mich behausender Kleinstlebewesen. Der Regierung des Dorfes ist es wichtig, mich stets mit einem lokalen Gastgeber spazieren zu sehen, die den Aufprall, wo Umgebung und Ankömmling sich begegnen, abfängt. Im Handumdrehen bin ich Gastgeber geworden, sehe an mir herunter auf meine Hülle als die Behausung neuer Generationen. Erstmal stehe ich unter Generalverdacht als Körper ganz allein in der Landschaft. Aber ich komme zu Millionen, Gastgeschenke, an denen es nicht mangelt. Schwer trägt sich dieser Leib und kann doch immerhin nicht mehr überrascht werden. Auf meiner gezapften Sondermilch hat sich eine Haut gebildet. Und sie bekommt eine zweite Haut, ich werde sie weiter ziehen lassen in mir, dass mein Ausfluss ihren Geruch zum Gesicht haben soll. Meine Sitznachbarin, ich schlage ihr vor, dass wir uns beim nächsten Zuprosten in die Augen schauen wollen. Doch wenn sie gerade mit auf meine Brust gesenktem Blick ihren Eimer zu meinem geführt hat, ist das unwissentlich realistisch: da ist es, wo die Mehrzahl der Bewohnenden dieses Hauses angesiedelt ist und um ein Bleiberecht heimlich kämpft. Bereits die Innenwände meines Eimerchens sind in der Zwischenzeit mit Geflügelten überzogen, die aufstieben, so gut sie können, wenn ich mit geschlossenen Augen ansetze.

Fabien Lübke is a maker of music, film and text from Hamburg and Munich, Germany. After his graduation from the Fine Arts program at HFBK Hamburg, he has been living in Tanzania for some time.